Du hast ein komplexes Produkt oder einen Service, der schriftlich schwer zu erklären ist? Vielleicht hast du schon alles versucht – lange Produktbeschreibungen, Broschüren, PowerPoint-Präsentationen – und trotzdem schauen dich potenzielle Kunden mit fragendem Blick an? Dann ist es Zeit, über ein Erklärvideo nachzudenken.
Erklärvideos sind mittlerweile aus der Unternehmenskommunikation kaum noch wegzudenken. Warum? Nun, sie schaffen es, auch die komplexesten Themen so zu verpacken, dass sie jeder versteht. Und dabei sind sie auch noch unterhaltsam – was will man mehr?
Was macht ein gutes Erklärvideo aus?
Ein gutes Erklärvideo ist wie ein Schweizer Taschenmesser – vielseitig einsetzbar und effektiv. Wie eine Studie der Universität Bremen zeigt, erhöht die konsequente Anwendung von 7 Kernkriterien – darunter Vorwissensadaptation und kognitive Entlastung – die Behaltensleistung bei Lernvideos signifikant (Effektstärke d=0,42). Es erklärt komplizierte Ideen in einfacher, visueller Sprache. Es packt den Zuschauer emotional und bringt ihn dazu, sich mit deinem Produkt oder deiner Dienstleistung auseinanderzusetzen.
Aber nicht jedes Video, das etwas erklärt, ist automatisch ein gutes Erklärvideo. Hast du dich schon mal durch ein langweiliges Tutorial gequält, das zwar alle Informationen enthielt, aber so trocken war, dass du nach der Hälfte abgeschaltet hast? Genau das wollen wir vermeiden.
Die Erfolgsformel für ein packendes Erklärvideo lässt sich eigentlich ganz einfach zusammenfassen:
- Es löst ein Problem für den Zuschauer
- Es erzählt eine Geschichte, mit der sich der Zuschauer identifizieren kann
- Es ist kurz und prägnant (idealerweise zwischen 60 und 120 Sekunden)
- Es hat einen klaren Handlungsaufruf am Ende
Übrigens, apropos Storytelling – das ist wirklich der Schlüssel zum Erfolg. Menschen mögen Geschichten. Sie lernen durch Geschichten. Sie merken sich Geschichten besser als trockene Fakten. Mehr dazu später.
Der Prozess: Von der Idee zum fertigen Erklärvideo
Ok, du bist überzeugt und willst ein Erklärvideo erstellen lassen? Super Entscheidung! Aber wie läuft das eigentlich ab? Was sind die Schritte von der ersten Idee bis zum fertigen Video?
Schritt 1: Zielgruppenanalyse und Zielsetzung
Bevor du auch nur einen einzigen Frame animierst, musst du genau wissen, für wen das Video ist und was es bewirken soll.
Du kennst deine Zielgruppe? Großartig! Aber kennst du sie wirklich? Was sind ihre Schmerzpunkte? Wie sprechen sie? Welche Fragen haben sie? Je genauer du deine Zielgruppe kennst, desto zielgerichteter wird dein Video.
Was willst du mit dem Video erreichen? Mehr Verkäufe? Mehr Newsletter-Anmeldungen? Ein besseres Verständnis deines Produkts? Die Antwort auf diese Frage bestimmt den Aufbau und den Call-to-Action deines Videos.
Bei Design Thinking für Kreativberufe haben wir übrigens einen ausführlichen Guide veröffentlicht, der zeigt, wie man Nutzerprobleme effektiv analysiert. Diese Methoden lassen sich hervorragend auf die Konzeption von Erklärvideos übertragen.
Schritt 2: Das Skript – die Basis deines Erklärvideos
Das Skript ist das Fundament deines Videos. Ein schlechtes Skript kann selbst durch die beste Animation nicht gerettet werden. Ein gutes Skript hingegen… naja, das ist Gold wert.
Hier ein paar Tipps für ein überzeugendes Skript:
- Halte es einfach! Vermeide Fachjargon und komplizierte Sätze.
- Sprich die Schmerzen deiner Zielgruppe an – und wie dein Produkt sie löst.
- Erzähle eine Geschichte mit einem Protagonisten, mit dem sich deine Zielgruppe identifizieren kann.
- Arbeite mit einer klassischen Dramaturgie: Problem – Lösung – Happy End.
- Sei präzise: Für eine Minute Video brauchst du etwa 150 Wörter.
Der Trick ist, nicht zu versuchen, alles zu erklären. Konzentriere dich auf das Wesentliche. Was muss der Zuschauer unbedingt verstehen? Den Rest kannst du später in einem Follow-up-Video oder auf deiner Website erklären.
Schritt 3: Das Storyboard – vom Text zum Bild
Jetzt wird’s visuell! Im Storyboard wird das Skript in einzelne Szenen übersetzt. Für jede Szene wird skizziert, was zu sehen sein wird, während der Text gesprochen wird.
Das Storyboard muss nicht künstlerisch wertvoll sein – einfache Skizzen reichen völlig aus. Es geht darum, einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie Text und Bild zusammenspielen werden.
Wichtig ist, dass die Bilder den Text unterstützen und nicht davon ablenken. Wenn im Text von einem «steigenden Umsatz» die Rede ist, könnte im Bild beispielsweise ein aufsteigender Graph zu sehen sein. So verstärken sich Text und Bild gegenseitig.
Schritt 4: Designentscheidungen – der visuelle Stil deines Videos
Jetzt wird’s spannend – und manchmal auch etwas kompliziert. Welchen visuellen Stil soll dein Video haben? Die Auswahl ist riesig:
- 2D-Animation
- 3D-Animation
- Whiteboard-Animation
- Legetechnik
- Motion Graphics
- Live-Action mit Animationselementen
- Und viele mehr…
Die Entscheidung sollte von mehreren Faktoren abhängen: Deiner Zielgruppe, deinem Budget, dem Thema des Videos und – ganz wichtig – deinem Corporate Design.
Was wirklich wichtig ist: Der visuelle Stil muss zu deiner Marke passen. Ein Finanzunternehmen wird wahrscheinlich einen anderen Stil wählen als ein hipper Streetwear-Shop.
Laut Erfolgsgeschichten aus der Kreativwirtschaft setzen besonders innovative Unternehmen auf einen Mix aus verschiedenen Stilen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Was hältst du davon?
Schritt 5: Sprachaufnahme und Sounddesign – unterschätze nicht die Kraft des Tons!
Ein oft unterschätzter Aspekt bei Erklärvideos ist der Ton. Dabei ist er mindestens genauso wichtig wie das Bild – wenn nicht sogar wichtiger!
Die Stimme des Sprechers schafft eine emotionale Verbindung zum Zuschauer. Sie sollte sympathisch sein und zur Zielgruppe und zum Thema passen. Ein Video über ein Spielzeug braucht eine andere Stimme als ein Video über eine Finanzdienstleistung.
Und dann ist da noch die Musik und das Sounddesign. Die richtige Hintergrundmusik setzt den Ton für dein Video und kann die emotionale Wirkung verstärken. Kleine Soundeffekte an den richtigen Stellen machen das Video lebendig und helfen dem Zuschauer, sich bestimmte Szenen besser zu merken.
Ein Tipp: Investiere in professionelle Sprecher und lizenzierte Musik. Der Unterschied zu amateurhaften Aufnahmen und kostenloser Stock-Musik ist enorm und zahlt sich aus.
Schritt 6: Animation und Produktion – jetzt wird’s lebendig
Endlich ist es soweit – dein Video nimmt Gestalt an! In diesem Schritt werden die statischen Bilder des Storyboards zum Leben erweckt.
Die Animation ist ein komplexer Prozess, der viel Fachwissen und spezielle Software erfordert. Hier entscheidet sich, ob dein Video professionell wirkt oder eher nach einem Amateurprojekt aussieht.
Was in dieser Phase besonders wichtig ist: Timing und Rhythmus. Die Animation muss perfekt mit dem gesprochenen Text und der Musik zusammenspielen. Nichts ist frustrierender als ein Video, bei dem Bild und Ton nicht harmonieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Balance zwischen Bewegung und Ruhe. Zu viel Bewegung kann den Zuschauer überfordern, zu wenig Bewegung kann langweilig wirken. Die Kunst liegt darin, den richtigen Mittelweg zu finden.
Die richtige Technik und Tools für dein Erklärvideo
Die Technologie entwickelt sich ständig weiter, und es gibt immer neue Tools und Software, die die Erstellung von Erklärvideos erleichtern. Für Unternehmen, die Wert auf professionelle Umsetzung legen, empfiehlt sich das Erklärvideo erstellen für Unternehmen mit spezialisierten Dienstleistern – diese kombinieren Storytelling-Expertise mit technischer Präzision für maximalen Wirkungsgrad. Je nach Budget und technischem Know-how gibt es verschiedene Optionen:
Für Einsteiger und kleine Budgets:
- Powtoon
- Vyond (früher GoAnimate)
- Animaker
- Biteable
Diese Tools bieten Vorlagen und drag-and-drop Funktionen, mit denen auch Anfänger ansprechende Videos erstellen können. Allerdings sind die Möglichkeiten zur Individualisierung begrenzt.
Für Fortgeschrittene und mittlere Budgets:
- Adobe After Effects mit Character Animator
- Blender
- Moho (früher Anime Studio)
Diese Programme bieten deutlich mehr Möglichkeiten, erfordern aber auch mehr Einarbeitungszeit und technisches Verständnis.
Für professionelle Ergebnisse:
- Toon Boom Harmony
- Cinema 4D
- Maya
- Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Agentur
Die letzte Option – die Zusammenarbeit mit einer Agentur – ist zwar die teuerste, bietet aber auch die besten Ergebnisse. Professionelle Videomacher bringen nicht nur technisches Know-how mit, sondern auch Erfahrung in Storytelling und visueller Kommunikation.
Den Erfolg messen – KPIs für Erklärvideos
Du hast viel Zeit und Geld in dein Erklärvideo investiert – aber wie weißt du, ob es erfolgreich ist? Die Antwort: KPIs (Key Performance Indicators). Wie eine Analyse der Medienakademie Berlin aufzeigt, erreichen Videos mit klar definierten KPIs (z.B. Verweildauer >70%) bis zu 3-fach höhere Conversion-Raten als rein textbasierte Erklärungen.
Welche KPIs relevant sind, hängt von deinen Zielen ab. Hier einige Beispiele:
- Reichweite: Anzahl der Views, Impressionen, soziale Shares
- Engagement: Wiedergabezeit, Absprungrate, Kommentare
- Conversion: Klicks auf den Call-to-Action, Leads, Verkäufe
- Brand Awareness: Markenbekanntheit, Recall, Sentiment
Am besten definierst du schon vor der Produktion des Videos, welche KPIs für dich wichtig sind und wie du sie messen wirst. So kannst du nach der Veröffentlichung genau auswerten, ob das Video deine Ziele erreicht hat.
Übrigens: Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Marketing-Strategien erfolgreich umsetzt, schau dir unseren Artikel zu Marketingstrategien für Kreativagenturen an.
Aktuelle Trends bei Erklärvideos
Die Welt der Erklärvideos entwickelt sich ständig weiter. Hier sind einige Trends, die du im Auge behalten solltest:
Personalisierte Videos
Dank Big Data und KI können Videos jetzt personalisiert werden – mit dem Namen des Zuschauers, seinen Interessen oder seinem Standort. Das erhöht die Relevanz und damit die Wirksamkeit des Videos enorm.
Interaktive Videos
Statt passive Zuschauer haben zu wollen, setzen immer mehr Unternehmen auf interaktive Videos, bei denen der Zuschauer Entscheidungen treffen und den Verlauf des Videos beeinflussen kann. Das erhöht nicht nur das Engagement, sondern auch die Erinnerungsleistung.
Vertikale Videos
Mit der zunehmenden Nutzung von Smartphones werden vertikale Videos immer wichtiger. Sie passen perfekt auf den Smartphone-Bildschirm und bieten so ein besseres Nutzererlebnis für mobile Nutzer.
Authentizität statt Perfektion
Perfekt produzierte Videos wirken manchmal zu glatt und dadurch weniger glaubwürdig. Der Trend geht zu authentischeren Videos, die zwar professionell, aber nicht zu poliert wirken. Eine aktuelle Bildungsstudie belegt, dass 72% der Lehrkräfte durch den systematischen Einsatz von Erklärvideos verbesserte Lernergebnisse bei Schülern feststellen – insbesondere bei komplexen technischen Inhalten.
Fazit: Ein gutes Erklärvideo ist eine Investition, die sich lohnt
Ein professionelles Erklärvideo zu erstellen ist keine kleine Aufgabe. Es erfordert Zeit, Kreativität, technisches Know-how und oft auch ein gewisses Budget. Aber es ist eine Investition, die sich lohnt.
Ein gut gemachtes Erklärvideo kann:
- komplexe Produkte oder Dienstleistungen einfach und verständlich erklären
- die Verweildauer auf deiner Website erhöhen
- deine Conversion-Rate steigern
- deine Marke stärken
- langfristig als wertvolles Marketing-Asset dienen
Also, worauf wartest du noch? Fang heute an, dein eigenes Erklärvideo zu planen!
Hast du Erfahrungen mit Erklärvideos? Was hat bei dir funktioniert, was nicht? Ich freue mich auf deine Kommentare und Fragen!
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